Verbot von Antibiotika

Mai 2019

Jean-Louis Jorissen erfuhr aus gut unterrichteter Quelle, dass das FAGG/FAVV (belgische Gesundheitsbehörde) dem KBDB von Wallonien dieses Verbot vorgeschlagen hat, der aber noch keinen Einspruch dagegen eingelegt hätte, und das ist verständlich. Das eine und andere ist nämlich in der nationalen Vereinbarung betreffend der Verringerung des Gebrauchs von Antibiotika im tierischen Bereich enthalten.
 
Diese Vereinbarung wurde 2016 von Maggie De Block, Ministerin für Volksgesundheit und Willy Borsus, Minister für Landwirtschaft und den verschiedenen Partnern, die mit dem Gebrauch von Antibiotika in der Tiermedizin zu tun haben (Landwirtschaftsverbände, Tierarztvereinigungen, Verbände der pharmazeutischen Industrie, Vereinigung der Tierfutterhersteller, Tiergesundheitsorganisationen usw.) unterschrieben. Ziel der Vereinbarung ist, den Gebrauch von Antibiotika zwischen 2011 und 2020 um 50% im Allgemeinen und um 75% in Bezug auf kritische Antibiotika zu reduzieren.

Wie man weiß, habe ich seit 40 Jahren bei zahllosen Vorträgen und Podiumsdiskussionen, in Dutzenden von Broschüren und Flugblättern den Missbrauch von Antibiotika angeprangert. Würde ich doch noch Recht bekommen, wäre das schön, denn an vielen Orten bekam ich Gegenwind, manchmal mit den dazugehörigen ironisch hochgezogenen Augenbrauen, weil ich unrealistisch oder naiv wäre. Bin ich das? Ich bin überzeugt, dass der Taubensport der größte Gewinner wäre.“
Jean-Louis Jorissen

Unnatürlich

Kürzlich sind an der Mündung des englischen Flusses Humber zur allgemeinen Verwunderung erhebliche Mengen des schmerzstillenden Medikamentes Ibuprofen gefunden worden. Das geht aus einer Analyse von Wasserproben, die im Laufe eines Jahres entnommen wurden, hervor. Man weiß nicht genau, welche Wirkung die Medikamente auf im Wasser lebende Organismen haben, aber die Forscher weisen darauf hin, dass Medikamente so konzipiert sind, dass auch niedrige Konzentrationen noch biologisch aktiv sind. Man ist überrascht, dass die Natur nicht in der Lage ist, dieses Medikament abzubauen.

Bei Antibiotika, Pestiziden usw. besteht ebenfalls die Sorge in Bezug auf Ökotoxizität, das heißt, man befürchtet mögliche Folgen für den Erdboden und alles, was darin lebt. In China ist man sich ebenfalls des Umfangs des Problems bewusst, sodass Alarm geschlagen wird. Die angefügte Karte zeigt die Verunreinigung von chinesischen Flüssen durch Antibiotika.

Sich zusammensetzen

Jean-Louis Jorissen: „Vorige Woche nahm ich an einem Fortbildungsabend an der Universität in Hasselt über das Mikrobiom und die Darmflora durch Professor De Schepper teil. Er sagte, dass die Darmflora des Menschen nach einer Antibiotikakur mehrere Jahre benötigt, um sich vollständig zu erholen. Vor einigen Tagen wurde Alarm geschlagen, weil Wissenschaftler davor warnen, dass eine Million Arten zu verschwinden drohen.“

Darum steht alles, was unnatürlich ist, gegenwärtig auf der Kippe. Dass der Gebrauch von Antibiotika im Taubensport auch ins Visier genommen wird, liegt auf der Hand. Die Tierschutzorganisation PETA setzt sich in Deutschland vehement dafür ein, Preisflüge im Taubensport zu verbieten (zum Glück vorläufig noch ohne Erfolg). „Man sollte darüber in den Medien keine allzu großen Debatten führen, sondern das Geschehen so gut wie möglich begleiten, indem man selbst positive Vorschläge macht. Es ist besser, dass wir diesen Bewegungen voraus sind, unsere Hausaufgaben rechtzeitig machen und einen starken taubenfreundlichen Rahmen für die Wettbewerbe schaffen“, meint Jean-Louis Jorissen.

Wenn die Wettbewerbe beginnen, müssen die Tauben an einem Programm mit wachsenden Entfernungen teilnehmen, während die Temperaturen immer wärmer werden, der Korbdruck zunimmt usw. Nun ja, mit ein bisschen Kokzidiose, ein paar Trichomonaden kann man eigentlich noch einen Preis fliegen (aber die Körbe stark infizieren). Vorbeugende Kuren zu machen, ist ziemlich verlockend, aber ohne es zu merken, kann man so in ein System geraten, das in Zukunft offensichtlich nicht mehr vertreten werden kann.

„Wir müssten einmal zusammen mit allen betroffenen Parteien über so ein angekündigtes Verbotsszenario beraten und uns mit Tierärzten, dem KBDB, erfahrenen Züchtern und warum nicht auch mit dem Taubensport wohlgesinnten Politikern zusammensetzen“, meint Jean-Louis Jorissen.

Eine Aufzählung verschiedener Dinge, die angesprochen werden könnten:

  • Ein totales Verbot scheint uns in erster Linie unwahrscheinlich zu sein. (Die Vereinbarung spricht auch „nur“ von einer Reduktion von 50 bis 75 %).
  • Man könnte fordern, dass Tauben, die an Preisflügen teilnehmen, nicht behandelt werden dürfen.
  • Vorbeugende Behandlungen sind dann sowieso ausgeschlossen.
  • Es ist eigentlich nicht vertretbar, kranke Tauben einzukorben.
  • Die Anwesenheit eines Tierarztes beim Einkorben würde ein Ausweg sein, aber das bringt eine Menge praktischer Probleme mit sich. Er kann nur eine schnelle Beurteilung abgeben, denn eine eingehende (klinische) Untersuchung jeder Taube ist beinahe unmöglich.
  • Muss auf der Schlagliste neben den vorgeschriebenen Impfungen auch ein Antibiotikaregister geführt werden wie in der Zucht von Nutztieren? Darin stehen dann auch die zu beachtenden Wartezeiten nach dem Ende der Behandlung. Außer den Dopingmittel auch Antibiotika nachzuweisen, ist sehr komplex.
  • Wenn Antibiotika für verantwortbare therapeutische Zwecke gegeben werden dürfen, können Reste davon im Schlag verteilt werden, was ungewollte positive Testergebnisse zur Folge haben könnte usw.
  • Der Pferdesport verfügt diesbezüglich über ein ziemlich gut ausgearbeitetes Reglement, aber in der Praxis ist das nicht mit dem Taubensport vergleichbar.
  • Und natürlich ist da auch noch die Frage aller Fragen: Was kostet das und wer bezahlt das?

Für viele Züchter wird das gewöhnungsbedürftig sein, aber wer die Vereinbarung liest, dem drängt sich so ein Szenario auf. Wir möchten daneben auch einmal über die positiven Folgen nachdenken.

Das ideale Szenario

Wir hätten aus der Taube den stärksten Vogel der Natur machen können, hätten wir nicht wahllos mit Antibiotika um uns geschmissen. Durch unseren besonderen selektiven Sport, bei dem die Schwächeren regelmäßig zurückbleiben, wurde auf Leistung und Widerstandsfähigkeit gezüchtet, sodass die Brieftaube in Bezug auf Muskeln und Ausdauer stärker als ihre Verwandten in der freien Natur ist. Sehr bedauerlich ist, dass wir das Abwehrsystem gegen Krankheiten bei Tauben, die an Preisflügen teilnehmen, durch Behandlungen mit Antibiotika gegenüber den Tauben in der freien Natur geschwächt haben.

Sollte ein Taubensport, der frei von Antibiotika ist, Wirklichkeit werden, wird die Brieftaube zweifellos der stärkste Vogel der Welt. Das ist doch eine prächtige Herausforderung!

Tatsache ist, dass COMED alle diese Überlegungen schon vor 40 Jahren angestellt hat, dass Schlüsse daraus gezogen und danach gehandelt wurde. Wir sind inzwischen fertig, und der Züchter braucht keine Angst mehr zu haben, denn es gibt wirklich wertvolle und zuverlässige Alternativen.

Die Basisprodukte von COMED und ganz besonders Curol, Lisocur+, Roni und Stopmite spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr gegen Krankheiten. Sie helfen bei der Verstärkung der natürlichen Abwehrkräfte und unterstützen das Immunsystem.

Ein Beispiel aus der Praxis

Kürzlich wurde in Ostbrabant über Probleme bei Jungtauben berichtet: Außer dunklen Nasenwarzen und feuchten Augen gab es auch hier und da tote Tauben. Es sollte sich um Adeno (Typ 2) handeln. Letztendlich stellte sich nach einer gründlichen Untersuchung durch Autopsie (u.a. stark vergrößerte Milz, Luftsackenzündung) heraus, dass er sich um Ornithose (Chlamydia-Bakterien) handelte. Das kann man bei einer normalen klinischen Untersuchung nicht erkennen, weil es keine speziellen Symptome gibt und das Krankheitsbild oft mit Coryza verwechselt wird. Gebräuchlicher medizinischer Rat bei Ornithose: 5 Wochen Doxycyclin, aber ohne 100% Sicherheit.

Was würden wir dann machen, wenn der Antibiotika-Bann kommen sollte?

Chlamydien (sehr ansteckend, direkt von Taube zu Taube, über das Futter, über Staub, einfach durch die Luft) können am besten mit strenger Hygiene und dem Aufbau von optimalen Abwehrkräften bekämpft werden. Dafür ist Lisocur+ in doppelter Dosierung (20 ml/Liter) ein ideales Hilfsmittel. Die Wenigen, die wir dann immer noch verlieren, müssen wir nicht haben. Die würden in der freien Natur wahrscheinlich auch nicht überleben.


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