Viele Erfahrungswerte führen zu empirischem Wissen.
Kürzlich wurden wir mit enormen Verlusten an Tauben konfrontiert. Nur 10% unserer Preisflieger erreichte den heimatlichen Hafen. Das geht am Taubensport selbstverständlich nicht spurlos vorüber. Darum machten wir uns auf die Suche nach den möglichen Ursachen für diesen Verlust. Dafür setzten wir uns mit mehreren Fachleuten zusammen. Unten stehend berichten wir über einige Hypothesen, die dabei aufgestellt wurden.
4G und 5G sind die Übeltäter.
Laut dieser Hypothese ist die elektromagnetische Strahlung von 4G und dem effizienteren 5G für die Störung der Orientierung unserer Brieftauben verantwortlich. Jean-Louis Jorissen selbst glaubt weniger an diese Theorie: „Die elektromagnetische Strahlung der ersten drahtlosen Netzwerke war um ein Vielfaches höher als jetzt. Da die Strahlung damals die Orientierung der Tauben nicht beeinträchtigte, glaube ich nicht, dass das zur Zeit der Fall ist. Es sind schließlich die Apparate, die die Strahlung hervorrufen, nicht das Netzwerk selbst.“
Das bestätigt auch das Institut für Meinungsumfragen Statista. Sie erstellten eine Liste von mobilen Telefonen und welche Strahlung sie jeweils verursachen. Die Strahlung wurde als SAR-Wert (Specific Absorption Rate) angegeben und zeigt an, wie viel hochfrequente elektromagnetische Strahlung an den Benutzer abgegeben wird. Laut EU-Richtlinien dürfen das maximal 2,0 Watt/kg sein. Im Normalfall bleibt man sicher darunter, aber genau weiß man das erst, wenn man die Werte von allen Geräten, die sich rund um einen befinden, zusammenzählt.
Kreuzende Taubenschwärme.
Belgien ist ein kleines Land, aber sehr groß im Taubensport. Das ist in jeder Hinsicht so, was einen enormen Flugverkehr zur Folge hat. Die vollständige Übersicht darüber haben wir zur Zeit noch nicht, aber es wäre ein guter Vorschlag, alle aktuellen Auflässe bildlich darzustellen. Das entspricht auch den neuen Richtlinien, Tiere im Allgemeinen und Tauben im Besonderen erst nach einigen Tagen Quarantäne über die Grenze zu bringen. Das ist jedoch nicht die Regelung für Trainings- und Preisflüge. Kurzum, alles ist noch erlaubt, aber es ist ratsam, die Richtlinien gut zu beobachten. Man sollte sich also immer gut informieren.
In die Irre.
Die Luft über Westeuropa ist stark verschmutzt und wird nicht oder nur ungenügend durch frische Meeresluft ersetzt. Das Wetter ist gleichsam zum Stillstand gekommen. Bolsenaro brennt in höllischem Tempo den Regenwald ab, wodurch der für uns wichtige mäßigende Golfstrom verlangsamt wird. China bringt durch seine gewaltig die Luft verschmutzende Industrie El Niño* und den damit verbundenen Jetstream (Strahlstrom) durcheinander. Dies und zahllose andere Vorgänge beeinflussen sehr stark unser Klima, das wir zumindest als unstabil bezeichnen können.
Die Böen, die seit langem über den Atlantischen Ozean herankommen, stauen sich nun über Westeuropa auf und enthalten riesige Mengen Regenwasser, das möglicherweise die langen Schallwellen, die die Tauben als eine Art Reliefkarte benutzen, erheblich stören. Tauben können also sozusagen hören, wo Berge liegen. Daneben benutzen sie die Geruchskarte und die Karte in ihrem Gedächtnis sowie den Erdmagnetismus, der aufgrund der unrunden Form der Erde Unregelmäßigkeiten zeigt.
Kurzum, die Tauben werden durch den Klimawechsel in die Irre geführt.
Selektion von Assen
Da erhebt sich bei uns die Frage, auf welche Art wir gegenwärtig noch Asse selektieren können. „Ich bin auf jeden Fall kein Befürworter einer strengen spartanischen Auslese, bei der die Jungtauben ein schweres Programm auferlegt bekommen. Ich selektiere vor allem auf Basis von Abwehrkraft gegen Krankheiten. Mein Rat auf diesem Gebiet lautet also, Jungtauben auf natürliche Art und Weise gesund zu erhalten“, sagt Jean-Louis Jorissen.
In diesem Stadium der Reisezeit melden normalerweise viele Züchter, dass ihre Tauben Probleme mit One-Eye-Cold haben. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders. One-Eye-Cold wird verursacht durch Mycoplasmen. Diese Erkrankung wird häufig durch Krankheiten wie Coryza und Herpes kompliziert. Wer sich für die Methode ohne Antibiotika entschieden hat, für den genügt die klassische Methode von COMED.
Da in zu diesem Zeitpunkt Parasiten die Basis für Krankheiten legen, ist Stopmite mehr denn je ein fester Bestandteil der Versorgung. Man kann das Produkt sowohl über den Fußboden als auch über das Futter geben oder es wie Albert Derwa ständig unter den Grit mischen. Auch Willem de Bruijn verwies in seiner letzten Kolumne in De Duif auf Stopmite als ständiges Mittel für die Hygiene.
Permanente Optimierung
Das Leben ist eine ständige Anpassung an Veränderungen. Dessen ist sich auch unser Apothekerteam bewusst, denn sie ändern ständig im Bestreben nach Perfektion unsere Formeln. Das können minimale Änderungen sein, aber nur indem man jedes Detail berücksichtigt, erzielt man das beste Produkt. „Es ist ein dynamisches Gleichgewicht, und gäbe es nicht ständig neue und spannende Herausforderungen, hätte ich mit meinen 72 Jahren schon lange aufgehört“, bekräftigt Jean-Louis Jorissen.
Optimierung ist selbstverständlich keine Sache, die auf blauen Dunst hin gemacht wird. Es erfordert umfangreiche Untersuchungen, deren wichtigster Teil die Gespräche mit unseren renommierten Testschlägen sind. Daneben sind für uns auch die Erfahrungen von Willem de Bruijn von großem Wert wie auch die von Paul Huls, Albert Derwa, Luc Sioen, Frans Rondags, Michel Vanlint und Nachbar Jefke Geerts. Auch mit örtlichen Champions knüpfen wir gern Gespräche an, um Erfahrungen und Wissen auszutauschen. Obwohl man bei jeder dieser Personen meistens andere Erfahrungen und Antworten bekommt, liegen sie doch meist auf einer gewissen Linie. Oft haben sie die Produkte über Jahre auf eine eigene und kreative Art gebraucht, aber sind dabei kritisch geblieben, weil sie durch die Wirkung beeindruckt waren. So sammeln wir empirisches Wissen.
Der Grund, warum wir das so gern machen, ist einfach. Die Tauben und ihre Leistungen lügen nicht. Man kann den Effekt jeder Änderung rechnerisch beweisen. Darum hören wir auf jeden Vorschlag, denn allen diesen Züchter ist ein kreativer Geist eigen. Das ist es, was den Taubensport so überaus fesselnd macht. Unser Team steht dann auch dafür, diese Informationen, die auf Intuition und gesundem Menschenverstand beruhen, durch die wissenschaftliche Brille anzusehen.
Neue Broschüre ist im Anmarsch
In unserer neuen Broschüre, die in Kürze erscheinen wird, haben wir schon einige der neuen Schlussfolgerungen verarbeitet, die wir auf diese Art gewinnen konnten. So empfehlen wir ab sofort, am Einsatztag nichts mehr zu verabreichen außer klarem Wasser und Futter, mit Wasser als wichtigster Ergänzung. Die Produkte haben selbstverständlich einen Geschmack, und wir wollen um jeden Preis vermeiden, dass im überaus wichtigen Moment vor dem Einkorben auch nur ein Körnchen Futter oder ein Tropfen Wasser weniger aufgenommen wird. Nach dem Flug befolgen wir selbstverständlich das bewährte System.
Tipp: Nach schweren Flügen kann man, nachdem die Tauben reichlich getrunken haben, 1 oder 2 Tage lang Hydracom Recup für eine bessere Erholung im Wasser auflösen.
* El Niño ist eine Naturerscheinung, die durch eine starke Erwärmung des Meerwassers im östlichen Pazifik gekennzeichnet ist und die das Wetter weltweit beeinflussen kann. In manchen Gebieten wird es extrem trocken und/oder heiß. Andere Gebiete kämpfen dann wieder mit übermäßig viel Regen. El Niño tritt in unregelmäßigen Abständen innerhalb von zwei bis sieben Jahren auf. Obwohl es ein natürliches Phänomen ist, wird seine Wirkung nun durch die Erwärmung der Erde verstärkt.