Das Potenzial eines Null-Tags

Die wöchentliche Entschlackung

Als ich 1984 an der Universität Lüttich ein Aufbaustudium machte, hörte ich Prof. Bosly in analytischer Chemie. Er war auch Dekan der Fakultät für pharmazeutische Wissenschaften. Mit seinen 60 Jahren sah er bemerkenswert jung und munter aus.

Ich hatte 14 Jahre zuvor mein Studium der Pharmazie an der Universität Gent abgeschlossen und war daher bereits ein älterer flämischer Student. Wir kamen ins Gespräch.

Ich fragte ihn, ob er ein Geheimnis habe, was seine bemerkenswert gute Kondition anbelangt.

Die Antwort war einfach: „Seit Jahren esse ich an einem Tag in der Woche gar nichts. Ich trinke dann nur Wasser.“ Sie haben es erraten, am nächsten Tag hatte ich nichts gegessen; diesen wöchentlichen Fastentag behielt ich mehrere Jahre lang bei.

Diese Unterbrechung der Energiezufuhr fühlte sich schnell wie eine ideale Entschlackung an, da sie den Abbau von Reserven erzwang. Einst war der Mensch Sammler, Jäger oder Fischer und sich seiner täglichen Nahrung also keineswegs sicher, weshalb er hin und wieder auf seine Reserven zurückgreifen können musste, oder?

Ein geschultes Reservesystem 

Jeder Mensch wird mit einem Reservesystem geboren, das wir modernen Menschen kaum oder gar nicht nutzen. Hochwertige Lebensmittel sind heute weithin verfügbar. Wir können geboren werden, ein Leben führen und dann sterben, ohne auch nur einen Tag lang gehungert zu haben. Beim Fasten kehren sich die biochemischen Reaktionen um, d.h. das System schaltet in den Rückwärtsgang.

An meinen Fastentagen wurde ich sehr ruhig und ging sparsam mit meiner Energie um. Ab dem Nachmittag begann ich unbewusst, meine Anstrengungen zu dosieren; einen Stuhl zum Ausruhen hatte ich immer in Blickweite. Im Laufe des Tages wurde mein Geist klarer; bevor ich zu Bett ging, erfasste mich ein glückliches Gefühl der Ausgeglichenheit.Darum legte ich meinen Fastentag immer vor Prüfungen ein. Am nächsten Morgen nahm ich mir Zeit für ein abwechslungsreiches, aber nicht zu üppiges Frühstück.In meinem ganzen Studentenleben hatte ich nie bessere Noten erzielt.

Das Hervorrufen der Wettkampfspitze 

Wir gehen davon aus, dass ein ähnlicher Prozess auch für die Nahrungsergänzungsmittel gilt, die nicht zur Energiezufuhr (Kalorien) beitragen, sondern nur zu deren Freisetzung über den Stoffwechsel. Dabei stimulieren wir in der Woche vor dem Wettkampf die optimalen physiologischen Prozesse der Energiefreisetzung und des Immunitätsaufbaus. Am Tag des Einkorbens lassen wir dieses Angebot auf einmal wegfallen.

Dadurch übernimmt der Körper auf natürliche Weise durch alternative Stoffwechselwege das Steuer, er spannt sich dabei auf alerte Weise an und entlädt sich dann mit starker Spannkraft. So wird eine Taube, die aus dem richtigen Holz geschnitzt ist, eine Leistungsspitze bekommen. Die eigenen Funktionen werden maximal und effizient stimuliert.

In den endlosen Plänen für Tauben wurde schon so ziemlich alles von magerer bis reichhaltiger Ernährung mit unterschiedlichem Erfolg ausprobiert. Da die Messung des Effekts bei der Brieftaube, abgesehen vom Siegertreppchen, komplex ist und wir hier noch im Dunkeln tappen, verlassen wir uns oft auf unsere Intuition und Erfahrung. Dies nennt man empirische Analyse. Ein Beispiel: Wenn Tauben keine Daunen abwerfen, kann man leicht feststellen, dass ein paar Tage mit einer superleichten Mischung (extra Gerste, Reis) das Problem fast sofort lösen.

In der Kirche war der Freitag der Tag des Fastens ...

Comed empfahl daher seit letztem Jahr, einen Tag in der Woche keine Nahrungsergänzungsmittel zu verabreichen. Bei Brieftauben ist dies am besten der Tag des Einkorbens. 

In der Broschüre beschrieben wir unsere ursprüngliche Argumentation, nämlich dass wir eine möglichst optimale Aufnahme von Futter und Wasser am Tag des Einkorbens wichtig finden, unbeeinflusst von jeglichem besonderen Geschmack. So ist sichergestellt, dass sie in aller Freiheit eben jene Mengen an Futter und Wasser zu sich nehmen, wie es ihr natürlicher Ernährungsinstinkt vorsieht. Also ohne irgendwelche angereicherten pflanzlichen Substanzen, so heilsam und unschuldig sie auch sein mögen.

Aufbau der Widerstandskraft nach dem Wochenende

Diesem Fastentag stehen in der Woche vor dem Wettkampf täglich (4-5 Tage lang) die maximale Stärkung der Immunität und die Optimierung des Energiestoffwechsels gegenüber.

Das genügt, um den Korbdruck und die Wettkampfherausforderungen bis zur Heimkehr zu kompensieren.

Darum betonen wir noch einmal, dass die im Plan vorgeschriebenen Nahrungsergänzungsmittel in dieser Woche immer täglich gegeben werden müssen. Eine Abweichung davon kann im Spitzensport den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage bedeuten. 

Dies ist eine kurze Besinnung auf das ganz Natürliche. Die Tauben werden sich an diesen Null-Tag als das Signal kurz vor der großen Herausforderung erinnern.


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